Road I call Home – Elles Bailey’s Meisterwerk

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Kaum zu glauben, wenn man Elles Bailey hört, dass sie aus Bristol im Südwesten Englands stammt. Diese Art der Country-Blues und Americana würde man nämlich ehe in den südlichen Staaten Amerikas vermuten.

Ist normalerweise auch nicht meine Musik, wenn ich ganz ehrlich bin. Aber nach 14 Tage freiwillige Dauerberieselung mit Elles neuem Album „Road I Call Home“, das in Nashville aufgenommen wurde, bin ich, zumindest was diese Künstlerin betrifft, geläutert!

Eine gelungene Produktion

Die Produktion kann ich nur als „Slick“ bezeichnen. Die deutschen Gegenstücke zu diesem Wort (professionell, geschickt, gekonnt, ja sogar glatt) werden diesen Ausdruck irgendwie nicht gerecht, denn hier ist die Bezeichnung nur im positiven Sinne zu verstehen. Der Sound ist angenehm voll und wird unterstrichen, wo notwendig, mit Bläser und Mundharmonika. Also ist die Produktion durchaus kommerziell angelegt. Was ich normalerweise aus dem Weg gehe, soweit möglich.

Hier nicht: Alles ist alles stimmig und wenn man dann die wunderbare Stimme von Elles oben drauf packt, dann passt alles zusammen. Stark und ausdrucksvoll ist sie, aber wo notwendig auch gefühlvoll und zerbrechlich (Foolish Hearts, oder Light In The Distance).

Die Trackliste offenbart kaum Schwächen

Anspieltipps? Wo soll ich anfangen? Das Album hat durchweg eine sehr hohe Qualität, nur einige Lieder fallen da leicht ab. Wild Wild West erinnert uns natürlich durch den Titel, worum es in dieser Produktion geht, ansonsten ist es aber nicht eins der stärksten Lieder, und auch der Titeltrack gehört nicht zu meinen Lieblingsstücken. Aber ansonsten? Alles gelungen..

Nennen würde ich aber, wenn ich unbedingt müsste, folgende Songs:

Foolish Hearts ist die erste Ballade auf dieser Scheibe und nimmt nach dem fulminanten Beginn gekonnt den Tempo heraus. Help Somebody, die dritte Single Auskoppelung aus diesem Album, geht ein wenig mehr in Blues Richtung, während Little Piece of Heaven wieder in Americana Richtung geht.

Die Höhepunkt hat ein trauriger Hintergund

Das Album schließt mit der wunderbar reduzierten, aber bitter-süßen Ballade Light In The Distance ab, erstmalig auf dieser Scheibe wird die Stimme von Elles lediglich mit dem Klavier begleitet. Der Song wurde von Elles für einen Freund der Familie geschrieben, der bei ihr anrief, um sich verabschieden, und ist diesem gewidmet. Wenn man den Text hört und man diese Hintergrundgeschichte kennt, erhält das Lied natürlich eine ganz neue Dimension.

coz there’s a light in the distance calling me home
and I’m not afraid. This broken body is ready for it’s soul to roam

(es gibt ein Licht in der Ferne, das mich nach Hause ruft. Und ich habe keine Angst. Dieser gebrochene Körper ist bereit, seine Seele wandern zu lassen)

Absoluter Gänsehaut, und ein würdiger Schlusspunkt unter einer hervorragenden LP. Mein Album des Jahres bisher!

Das Album wird in Deutschland erst Ende April 2019 veröffentlicht, kann aber schon vorbestellt werden.

Photo Credits: Urheber Alex Berger, hier veröffentlicht mit Genehmigung der Künstlerin

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