Als ich vor einigen Monaten unserem Firmenanwalt (der nebenbei ein erfolgreicher Lokalpolitiker in Hamburg ist) davon erzählte, dass es in Pinneberg demnächst Bürgermeisterwahlen geben würde, meinte dieser, ich sollte mich zur Wahl aufstellen lassen. Auf meinem Einwand hin, dass ich keine Ahnung von Verwaltungsrecht hätte, meinte dieser nur lakonisch, das seien dann die besten Voraussetzungen.
In September gibt es in Pinneberg Bürgermeisterwahlen. Lange sah es so aus, als wenn die jetzige Amtsinhaberin Frau Steinberg keine Konkurrenten bekommen würde. Doch dann meldete sich der Inder Jitendra Sharma zur Wahl an. Aber dieser ist für die meisten Pinneberger wohl ein unbeschriebenes Blatt.
Als Frau Steinberg das Amt der Bürgermeisterin übernahm, fiel sie zunächst nur durch einen scheinbar kleinlichen Rechtsstreit vor dem Arbeitsgericht Elmshorn auf, als sie eine fristlose Kündigung der damaligen Leiterin des Kommunalen Servicebetriebs Pinneberg, Silkata Sahin-Adu, begründen musste. Auslöser der Kündigung war ein Betrag von 160 Euro, der Frau Sahin-Adu ungerechtfertigter Weise für Schulungskosten abgerechnet hatte. Diese, für viele Pinneberger übertriebene Reaktion, endete mit einem Vergleich, was der Stadt Pinneberg immerhin mehr als 30.000 Euro kostete. (Heute Rechtskraft in KSP Posse). Kritiker werfen ihr vor, in dieser Sache keine gute Figur abgegeben zu haben.
Schulden wurden abgebaut
Seitdem scheint sie langsam aber sicher ihre Verwaltung langsam im Griff gekriegt zu haben. Wir hören viele Erfolgsmeldungen aus der Stadt. Abschlüsse wurden erstellt (was selbstverständlich sein sollte, aber wir sind ja in Pinneberg), sogar Schulden wurden teilweise abgebaut. Dieses geschah nicht zuletzt durch gestiegenen Gewerbesteuereinnahmen. Trotzdem ist nicht alles Gold, was glänzt.
Wenn ich zum Bürgerbüro gehe, habe ich immer noch das Gefühl, dass dieses chronisch unterbesetzt ist, und mit dem Verkehr in der Stadt ist noch Vieles im Argen. Dazu hat man beim Lesen ihrer Homepage den Eindruck, dass sie sich in einigen Bereichen vielleicht mit fremden Federn schmücken könnte. In wie fern sie zu einer „vitalen Innenstadt“ und einer „lebendigen Kulturlandschaft“ beigetragen hat, ist zumindest strittig. Das gleiche gilt auch für „leistungsfähiges Internet“. Darüber hinaus hat sie viel Kritik einstecken müssen, weil die Renovierung der Schulen nicht schnell genug vorangetrieben werde. Große Probleme soll es mit der Schulallianz gegeben haben, so wird in der Presse berichtet (An Urte Steinberg scheiden sich die Geister – Hamburger Abendblatt)
Jitendra Sharma lebt schon mehr als 25 Jahre in Pinneberg
Von ihrem Herausforderer wissen wir wenig. Jitendra Sharma ist Taxifahrer und lebt bereits seit 25 Jahre in Pinneberg. Es soll der CDU nah stehen. Die Union allerdings unterstützt Frau Steinberg. Sein Wahlkampfslogan heißt „Für die Aufgaben vor Ihrer Haustür“. Was das heißen mag, ist seiner Homepage nicht zu entnehmen. Überhaupt steht nur sehr wenig über seinem Vorhaben.
Aussagen gibt es nur zu Bildung (Kitaplätze schaffen und Gebühren abschaffen! Modernisierung der Schulen für eine besser Bildung und ein besseres Wohlbefinden der Schüler.) und Infrastruktur und Umwelt (Umweltbelastung und Staus vermeiden durch eine gute öffentliche Vernetzung. Sanierung von Radwegen für ein sicheres und gut ausgebautes Fahrradnetz. Grüner Fahren und grüner Befördern! Ladesäulen am Bahnhof und Umgebung sollen den Umstieg auf Elektrofahrzeuge fördern.) Eine Aussage dazu, wie er dieses umsetzen – und vor allem finanzieren – will, sucht man allerdings vergebens.
Ebenso wenig wissen wir, wie er die Haushalte in Ordnung halten will, und ob er in der Lage ist, die eigenwillige Verwaltung im Griff zu halten.
Donnerstag treffen beide Kontrahenten aufeinander, dann schauen wir, ob Herr Sharma Antworten hat auf die sicher viele Fragen, die ihm gestellt werden.
Urte Steinberg muss trotzdem als große Favoritin in die Wahlen gehen
Sie wirkt einfach kompetenter in ihrem Bereich. Über Herrn Sharma wissen wir einfach zu wenig. Wie sind seine Kontakte zur Wirtschaft, zum Beispiel? Ist er in der Lage, neue Investoren in die Stadt zu bringen?
Alles klar denn für Frau Steinberg? Da möchte ich noch nicht darauf wetten! Als Taxifahrer kennt Herr Sharma bestimmt viele Menschen, und wenn er diese für sich aktivieren kann, dann wer weiß? Es werden sicherlich viele auch viele Bürger mit Migrationshintergrund (wie ich dieses Wort hasse) für ihn stimmen, da sind Überraschungen nicht ausgeschlossen.