Ich wurde geimpft. Die erste Spritze habe ich vor ein paar Tage erhalten. Mir war von vornherein klar, dass ich mich bei der ersten Gelegenheit impfen lasse, egal um welches Wirkstoff es sich handelt. Ob Biontech, AstraZeneca, Johnson and Johnson, oder gar Sputnik V: Mir egal. Auch die Geschichten um AstraZeneca konnten mich von meinem Vorhaben nicht abbringen.
Viele Leute um mich herum wollten die Impfung nicht. Sie sei zu schnell entwickelt worden; als Frau könne man vielleicht keine Kinder mehr bekommen; sie verändere die DNA. Diese waren die gängigsten Begründungen für die ablehnende Haltung. Nun sind fast alle umgefallen. Sie können nicht abwarten, geimpft zu werden. Aber so leicht ist es leider (noch) nicht.
Können Sie kurzfristig in die Praxis kommen?
Der Anruf kam ganz schnell. „Können Sie kurzfristig in die Praxis kommen?“ wobei kurzfristig in diesem Falle „innerhalb von einer halben Stunde“ bedeutete. Und so saß ich kurz darauf in der Praxis und freute mich auf Freiheit. Endlich! Nach mehr als ein Jahr Pandemie, hatte ich die Möglichkeit, mich zu befreien. Nicht mehr nervös um mich gucken, ob mein Gegenüber die Regeln einhält. Vorbei damit, dass meine Frau mich ständig mit Desinfektionsmittel einsprüht, sobald wir ein Lebensmittelgeschäft betreten. Und auch die Einkaufswagen können mich nicht mehr erschrecken. Ich muss nicht mehr schauen, welche Hänger am Münzschlitz des Wagens sich noch hin und her bewegt. Freedom! Yes Sir!
Die Injektion selber war problemlos, wie jede andere auch, als wenn ich zur Grippeschutzimpfung gekommen wäre. Spritze rein, Pflaster drauf und fertig. Daraufhin bin ich zurück zur Arbeit gefahren und habe den Tag so zu Ende gebracht, wie an jedem anderen Tag auch. Die Frage, ob ich nicht die Arbeit niedergelegt hätte, antwortete ich mit eine Schulterzucken. Warum sollte ich? Ich bin ja nur geimpft worden, es war ja nichts Besonderes.
Am nächsten Morgen brannte der Arm rund um die Einstichstelle. Aber ich dachte mir nichts dabei, man hatte mich schließlich davor gewarnt. Und es war nicht so, als wenn die Schmerzen unerträglich wären. Es war nicht so ganz wie ein Muskelkater, wie andere es beschrieben hatten. Aber es war auszuhalten.
alles war wie gewohnt
Und so ging ich wie gewohnt meine Geschäfte nach. Ab zur Arbeit wie immer, abends nach Hause. Und alles war gut.
Aber jetzt, 3 Tage nach der Impfung, frage mich langsam, ob ich wirklich so schlau war. Das leichte Brennen hat sich intensiviert und tut höllisch weh. Eigentlich sollte ich zum Arzt, aber ich komme aus dem Haus nicht raus. Das Licht brennt in meinen Augen, tut schon physisch weh. Ich drehe mich von der Quelle des Tageslichtes weg. Ein Tropfen löst sich von meiner rechten Auge und landet auf die frisch gewaschene, weiße Tischdecke. Es ist rot, es ist Blut.
Und so geh ich dann zum Spiegel, um mir die Sache näher anzuschauen. Aber im Spiegel sehe ich mich nicht. Und gleichzeitig merke ich zum ersten Mal, dass mein Schatten fehlt, obwohl das Licht durch die halbe geöffnete Gardine strahlt. Und als ich innehalte, um mir Gedanken zu machen, was das alles bedeutet, steigt plötzlich mein Verlangen nach frischem Blut ins Unermessliche!!