Koppelstraße und die Fabrik

Nach meinem misslungenen Abenteuer mit dem Forum Pinneberg, hatte ich mir eigentlich vorgenommen, nicht mehr über Politik zu schreiben. Aber manchmal passieren so Sachen und man ist direkt davon betroffen… und schon geht’s wieder los.

Stein des Anstoßs ist die alte Gehrckens Fabrik in der Koppelstraße. Nachdem die Firma Gehrckens ausgezogen ist, sollte das Gebäude abgerissen werden und „Seniorenwohnungen“ entstehen. Diese Bebauung soll von Lorenz & Partner durchgeführt werden. Auf deren Homepage wird abgebildet, wie es alles aussehen soll wenn fertig.

Im Pinneberg Tageblatt vom 30. Januar wird erläutert, wie alles vonstatten gehen soll. Bereits ab März (haben wir jetzt) sollen die Bagger anrollen und die Fabrik abreißen, eine Sache, die 3 Monate in Anspruch nehmen soll. Bis Sommer 2010 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen werden.

Jetzt bekomme ich per Email die Kopie einer Presseerklärung von einer gewissen „IG Koppelstraße“, in der gefordert wird, diese Fabrik zu erhalten. „Interessengemeinschaft Koppelstraße fordert Erhalt des Fabrik-Gebäudes Koppelstraße 17-21 in Pinneberg.“ Sie wäre „eines der wenigen Zeugnisse industrieller Geschichte in Pinneberg. Ein vollständiger Abriss würde für die Erinnerungskultur, das Stadtbild und die im Quartier lebenden Menschen einen erheblichen Verlust bedeuten.“ Gezeichnet wird diese Mailing mit „IG Koppelstraße“. Nun, ich wohne nun 10 Jahre in der Koppelstraße und habe bis zu diesem Schreiben nie irgendwas von dieser Interessengemeinschaft gehört. Wer dahinter steckt, habe ich nun aus der Pinneberger Tageblatt erfahren, da weder in dem Schreiben noch im Impressum der dazu gehörigen Website, der Name des Verfassers zu finden ist (Die Adresse übrigens auch nicht, da steht nur eine Postfach-Adresse)

Hmmm, zunächst einmal – als Bewohner der Koppelstraße mit einem direkten Blick auf die Fabrik – würde mich persönlich ein Abriss befreien. Ich empfinde das Gebäude als visuelle Bedrohung, da es uns den Blick versperrt. Daher nehme ich die 3 monatige Belästigung beim Abriss gerne im Kauf. Wir sind in der Koppelstraße sowieso schon abgehärtet nach dem Fiasko mit den Stadwerken im vergangenen Jahr.

08032009002
Sieht das erhaltenswert aus?

Was nach den Vorstellungen von Lorenz und Partner entstehen soll, gefällt mir viel besser – da wird die ganze Gegend aufgelockert.

Was allerdings geklärt werden muss, ist die aufgekommene Geschichte, dass das Gebäude dermaßen verseucht sein soll, dass ein Abriss unumgänglich sei! Daher sind folgende aufgeworfene Fragen auf der Website der IG mehr als berechtigt…

  1. Warum haben Stadt und Investor keine umfassenden Aufklärung der Bürger und Anwohner betrieben und den Dialog gesucht?
  2. Gibt es Informationen für die Öffentlichkeit über Grad und Umfang der Kontamination in Gebäude und Außenbereich, die scheinbar so massiv sein muss, dass ein Bewohnen auf Jahrzehnte unmöglich ist?
  3. Geht vom Gebäude für die Anwohner bei einem so hohen Vergiftungsgrad eine akute Gesundheitsgefährdung aus? Gibt es aktuelle Schadstoffmessungen im Außenbereich?
  4. Gibt es ein Zweit-Gutachten, dass das Vorhandensein von Kontaminationen bestätigt und detailliert darlegt, dass die Finanzierung einer PCB-Sanierung wirtschaftlich unzumutbar ist?
  5. Gibt es Initiativen der Stadt den Alteigentümer zu überzeugen, nach 90 Jahren (!) Produktion für die Entsorgung von Schadstoffen selber Verantwortung zu übernehmen und diese auf seine Kosten beseitigen zu lassen (Verursacherprinzip)?“

Ansonsten … was auch immer in der Koppelstraße erhaltenswert sein soll, die Gehrckens-Fabrik gehört nicht dazu…

Internet Links:
Interessengemeinschaft Koppelstraße
Bericht des Pinneberger Tageblatts vom 9.3.09
Bericht des Hamburger Abendblatts vom 10.3.09

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