Nach einem Bericht von Spiegel Online hat das Landgericht München entschieden, dass zumindest Teile von Gary Moore’s Hit „Still Got The Blues“ nicht aus der Feder von Gary stammen. Streitpunkt war das legendäre Gitarrenintro, das nach Meinung des Gerichtes vom deutschen Musiker Jürgen Winter bereits 1974 geschrieben wurde.
Ausschlaggebend für das Urteil war die Tatsache, dass Gary Moore sich zu dieser Zeit in Deutschland aufhielt und somit das Lied (das niemals veröffentlicht wurde, sondern nur auf live Konzerte und mindestens einmal im Radio gespielt wurde) hätte hören können. Ein Guthaben wollte nicht ausschliessen, dass ein Musiker wie Gary die Melodie mehr als 16 Jahre lang im Gedächtnis haben könnte. Man wolle ihm zwar nicht unterstellen, das er dieses Intro bewusst kopiert habe, aber darauf käme es auch nicht an.
Jetzt gilt es für Gary Moore wohl, die Hose herunterzulassen und dem Gericht mitteilen, wieviel er mit seinem Lied verdient hat…
Aber ist die Lage wirklich so klar? Glücklicherweise hilft uns youtube ein wenig auf die Spur…
http://de.youtube.com/watch?v=hqudqHsrQaY
Das Original von Jürgen Winter. Ab 6.20 Minuten ist eine Ähnlichkeit nicht zu leugnen… (das Stück ist insgesamt über 12 Minuten lang
http://de.youtube.com/watch?v=Xx3yXUunEq8
Still Got The Blues – Gary Moore
Merkt ihr die Ähnlichkeit, oder findet ihr es ein wenig überzogen?
Hier die Pressemitteilung des Gerichtes zu diesem Fall
„Urteil im Plagiatsprozess um „Still got the Blues“
(Pressesprecher: VRiLG Dr. Frank Tholl)
Die 21. Zivilkammer des Landgerichts München I hat heute über den Plagiatsvorwurf in Sachen „Still got the Blues“ entschieden.
Der Kläger hatte behauptet, das Gitarrensolo in „Still got the Blues“ (1990) sei aus seinem Werk „Nordrach“ (1974) entnommen worden. „Nordrach“ war allerdings seinerzeit nicht auf Tonträger erhältlich, sondern lediglich auf diversen Live-Konzerten und jedenfalls einmal im Radio zu hören gewesen. Der Beklagte hatte dann auch behauptet, „Nordrach“ nicht gekannt zu haben.
Nach Ansicht des Gerichts waren die Übereinstimmungen beider Stücke aber so frappierend, dass von einer Übernahme auszugehen war, zumal das Gericht auch annahm, dass der Beklagte „Nordrach“ gehört haben konnte. Zu klären war auch, ob sich der Beklagte das Stück aus „Nordrach“ über 16 Jahre merken konnte – schließlich gab es keine Tonträger, auf denen man es sich immer wieder anhören hätte können. Der zu dieser Frage gehörte gerichtliche Sachverständige wollte eine solche Gedächtnisleistung eines Musikers nicht ausschließen.
Das Gericht hatte jedoch keine Anhaltspunkte dafür, dass die Übernahme bewusst erfolgte; allerdings stellt auch eine nur unbewusste Übernahme eine Urheberrechtsverletzung dar. Deshalb verurteilte das Gericht den Beklagten und seine Plattenfirma zur Auskunft und Schadensersatzleistung. Den geltend gemachten Unterlassungsanspruch versagten die Richter dem Kläger hingegen. Er hatte nämlich gleichzeitig beantragt, bei der GEMA als Mitkomponist geführt zu werden. Das – so meinte das Gericht – ginge dann doch nicht zusammen: Einerseits an der Auswertung des Songs partizipieren zu wollen, andererseits aber Aufführung und Verbreitung des Werkes verhindern zu wollen.
(Urteil des Landgerichts München I, Az. 21 O 23120/00; nicht rechtskräftig)“
Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,594279,00.html
Fotos von Gary Moore © Rainer Merkel |
Dieser Fall sollte aber andere Künstler Mut machen, ihr geistiges Eigentum zu schützen. Wie man sieht, kann ein kleiner Künstler es durchaus mit mächtigen Gegner aufnehmen.
Ja, sowas ist in der Tat etwas abschueliches. Texte klauen und damit unmengen an Geld anscheffeln, so etwas ist nicht schön. Natürlich kann man darüber streiten, ob in der Kunst solch eine Freiheit gelten soll, doch ist meine Meinung relativ streng: Man kann sich zwar von den Ideen anderer inspirieren lassen und diese auch in seinen eigenen Kreationen verwenden, doch sollte das dann öffentlich erklärt werden und bei einer Klage nicht auch noch bestritten werden!
Nun, in dieser Zusammenhang von „abscheulich“ zu reden ist vielleicht ein wenig überzogen. Natürlich kann man darüber diskutieren, ob ein Riff von diesem Lied „geklaut“ wurde. Das ist die eine Sache.
Aber: Ich finde es persönlich viel schlimmer, was der sogenannte Rap-Generation mit unseren Evergreens macht. Der Parade-Beispiel dafür finde ich diese unsägliche Kopie von The Police‘ „Every Breath You Take“ von Puff Daddy (I’ll Be Missing You), auch wenn ich davon ausgehe, dass dieser wohl eine Genehmigung dafür hatte. Offenbar ist den sogenannten Künstlern nichts heilig…
Ich finde so was echt übertrieben. Es ist doch so, dass man so was nicht immer ganz sicher sagen kann. Natürlich eine Ähnlichkeit ist zu hören, aber es gibt doch schon so viele Töne, so viele Melodien. Es ist doch so, dass man die Musik nicht neu erfinden kann, darum kann ich ihm keinen Vorwurf machen. Ich finde, dass man so was schon durchgehen lassen kann. Man kann wirklich schon übertreiben. Wir werden ja sehen, was aus der ganzen Sache noch wird und wie weit man in dieser Branche noch gehen wird.
Ist schwer zu sagen Heike, meiner Meinung nach. Dieser konkrete Fall scheint übertrieben zu sein, geht es doch nur um einen einzelnen Gitarrenriff, und wie einige andere Beobachter erkannt haben, gibt es in der gleichen Melodie auch Ähnlichkeiten zu „Hallo is it me you’re looking for“ von Lionel Ritchie, und man muß sich echt die Frage stellen, wann ist ein Lied kopiert und wann sind Ähnlichkeiten zufällig….
Auf der anderen Seite kenne ich mindestens zwei deutschen Künstler, die ihr Schaffen in internationalen Hits wiedergefunden haben. Beide scheuen sich aufgrund der finanziellen Risiko, und sicher auch wegen den negativen Schlagzeilen, irgendetwas zu unternehmen. Bei dem einen Lied handelt es sich wirklich um ein Welthit, die mehr als 5 Mio verkauft hat und jetzt sogar für ein Grammy nominiert worden. Das aber kann auch nicht Sinn der Sache sein …
Hi @ all,
schade finde ich, dass Gary Moore den Song mittlerweile nicht mal mehr live spielt!
Ein Freund von mir hat Moore auf seiner aktuellen Tour in Münster gesehen, zumindest dort wurde der Song ausgeklammert.
Wilfried